Wilhelm Jaeger

1994

Tages-Anzeiger Mittwoch 20. Juli 1994

"So lassen sich etwa die Dürer-Analysen von Wilhelm Jaeger («Die allmächtige Zeit») am unmittelbarsten als zeitgemässe Visualisierung der romantischen Schwärmerei für den altdeutschen Meister lesen. Und vollends Anne Lochs «Blauer Enzian» wird schon im Katalog mit Novalis' Beschwörung des romantischen Topos schlechthin, der blauen Blume, konfrontiert. Diese ist nun freilich keineswegs als Enzian definiert, welch folkloreträchtiges Gewächs dann auch unterschwellig den populären Nebensinn des Wortes «romantisch» mit ins Spiel bringt; die Malerin versteht es trotz (oder wohl gerade wegen) dieser Irritation, mit zeitgemässen Mitteln «romantische» Naturstimmung zu beschwören. Blau war ja überhaupt die (Sehnsuchts-)Farbe der Epoche, deren Geist somit auch eine blaue Monochromie von Joseph Marioni zugeordnet werden kann. Und damit wird auch klar, dass die Thematik auch einiges an Banalitäten (nicht der Kunst, wohl aber ihrer Interpretation) nahelegt.."


Kunstmuseum Thun

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